Geflügelter Drachen von S.F. Cody (ca. 1903)


Dieser Drachen ist einer von Codys Drachen, die nicht so bekannt geworden sind. In der Literatur ist er meines Wissens vorher noch nie erwähnt worden. Um so größer war der Reiz, diesen Drachen einmal am Himmel in natura zu sehen. Die Originalbilder sind unter Unbekannter Cody-Drachen zu besichtigen.

Die Abmaße des vorliegenden Plans entsprechen in etwa der halben Original-Größe.

Maße

Materialbedarf:

  • Epoxy 10 mm 2.70 m - Längsspreize
  • CFK 6 mm (Exel) ca.10 m - Querspreizen
  • CFK 4 mm (Exel) ca. 6 m - Segellatten
  • Spinnakernylon ca. 6 qm - Segel, Verstärkungen, Taschen
  • Saumband Spinnakernylon ca. 20 m - Segel
  • Kevlar 200 kp ca. 12 m - Waagenschnur
  • Kevlar 130 kp ca. 25 m - Abspannschnur
  • Gummischnur ca. 2 m - Abspannung Querspreizen
  • Splitkappen 6 mm (Exel) 6 Stck.- Querspreizen oben
  • Endkappe Polyamid 10 mm innen mit Querloch 1 Stck.- Längsspreize unten
  • Endkappe Polyamid 6 mm innen mit Querloch 6 Stck.- Querspreizen unten
  • Endkappe Polyamid 4 mm innen mit Querloch 24 Stck.- Segellatten
  • Schlüsselring 30 mm 4 Stck.- Querspreizen
  • Waagenringe
  • Einschlagösen div. Größen, Verstärkungsmaterial, Tasche

  • Anmerkung zu den Polyamid(Nylon)-Endkappen:
    Da ich die Möglichkeit habe, diese Teile selbst zu drehen und zu bohren, weiß ich nicht, ob es sie fertig im Handel zu kaufen gibt.

    Bauhinweise:

    1. In der Skizze grau: untere Flügel und Topsegel
    2. Die Waagepunkte (Sechspunkt-Verbundwaage, w1-w6) befinden sich an den Enden der beiden vorderen Spreizenpaare, an der Spitze und am Ende des Längstabes.
    3. alle Stäbe laufen in Taschen
    4. Aus Übersichtsgründen sind die Segel in der Zeichnung gerade geschnitten; nach dem Zuschneiden werden alle Segel konkav geschnitten (auf Segelabschnittsmitte jeweils 2 cm im Lot nach innen anzeichnen und mittels GFK-Rohr Konkavprofil anzeichnen und ausschneiden).
    5. Die zentrale Längsspreize ist aus 10 mm Epoxy, die Querspreizen aus 6 mm CFK, alle Segellatten aus 4 mm CFK. Durch die Abspannungen wird auch bei starken Winden eine große Stabilität bei minimalem Gewicht erreicht.
    6. Alle Segelteile sind über die Längsstabtasche miteinander verbunden.
    7. Alle Kanten sind umsäumt, alle Spannpunkte für Segellatten und Spreizen sind verstärkt.
    8. Die Abspannungen an den Punkten a7, a10, a15 und a16 sind an 30 mm Schlüsselringen befestigt, die durch die Querlöcher der Endkappen der Spreizen gezogen sind.
    9. Die Querspreizen sowie Segellatten sollten jeweils an jeder Seite ca. 4- 5 cm länger bemessen werden, um das Spannen (mittels Einschlagöse im Segel, Gummischnur und Splitkappe) zu erleichtern.
    10. Die Längsspreize wird oben im Topelsegel in eine Tasche gepackt und unten gespannt. Daher sollte auch die Längsspreize ca. 10 cm länger bemessen werden.
    11. Die oberen Querspreizen müssen gemufft werden, da sie länger als die erhältlichen 200 cm lang sind. Ich habe dafür innen mit 4 mm CFK ca. 15 cm an jeder Seite ausgefüllt, die Enden der Außenmuffe (8 mm CFK Exel) mit Kevlar umwickelt und mit Epoxidharz (UHU-Zweikomponenten-Kleber) überstrichen.
    12. Auch der Längsstab muss gemufft werden. Die Muffe soll so weit wie möglich nach unten (Schleppkante) gesetzt werden (Schwerpunkt !). Da für Epoxy-Stäbe bei uns in Berlin keine Außenmuffen erhältlich sind, muß mit Innenmuffen gearbeitet werden. Dafür werden dann die Enden der Stäbe wie oben beschrieben mit Kevlar abgewickelt und mit Epoxidharz überstrichen.
    13. Die Webrichtung des Segels sollte in Richtung des Längsstabes gehen.
    14. Im Punkt a6 (und natürlich spiegelbildlich auf der andern Seite a6') muß in die Segellattentasche von beiden Seiten der Tasche jeweils eine größere Öse eingeschlagen werden. Auf der Rückseite des Drachens wird dann zwischen a6 und a6' eine Abspannung gezogen (nicht eingezeichnet), die jeweils an Segellatte und Querspreize mittels Schlaufe befestigt wird. Die Schlaufe bleibt an der Segellatte, die Querspreize wird dann beim Zusammenbau durchgeschoben. Dies ist eine Art Sturmabspannung wie beim Cody-War-Kite. Grundsätzlich laufen alle Abspannungen über die Stäbe bzw. Endkappen oder Schlüsselringe, niemals direkt am Segel (mit Ausnahme des Topsegels). Der Druck soll über das Gestänge dann gleichmäßig auf den Drachen verteilt werden.

    Achtung: Dieser Plan wird laufend aktualisiert, da sich der Drachen bei mir noch in der Erprobungsphase befindet. Stand: 18. August 1998.

    Flugeigenschaften:

    Dieser Drachen gehört mit seinen Eigenschaften in die Gruppe der Brogden- und Roloplan-artigen Drachen. Seine Gleitfähigkeit ist nicht sehr ausgeprägt, so daß für seinen Flug ein stetiger und gleichmäßiger Wind erforderlich ist. Läßt der Wind nach, beginnt er sofort zu sinken und ein schnelles Einholen der Flugleine ist nötig.

    Für einen stabilen Flug muß die Waage sehr steil (auf Druck) eingestellt werden; trotzdem erreicht er einen steilen Flugwinkel. Nach vielen Versuchen bin ich jetzt bei einer Verbundwaage in der vorliegenden Form hängen geblieben.
    Böen gleicht er sehr gut aus; je stärker der Wind, desto steiler und stabiler steht der Drachen. Anfängliche Stabilitätsprobleme hingen mit dem Massenschwerpunkt des Drachen zusammen, der zu weit vorn am Anleinpunkt lag. Es ist also darauf zu achten,daß der Schwerpunkt möglichst weit hinten liegt. Dazu habe ich noch ein Stück Rohr unten in den Längsstab mit eingeschoben. Die Segellatten sollten aus gleichem Grund möglichst leicht, aber wegen der Abspannungen trotzdem steif sein. Die vorher verwendeten Segellatten aus 6 mm CFK waren schon zu schwer; der resultierende Massenschwerpunkt lag zu weit vorne. Grundsätzlich gilt für jeden Drachen, daß er umso stabiler fliegt, je leichter das Gewicht im Verhältnis zur Fläche ist, mechanische Stabilität selbstverständlich vorausgesetzt.
    Der Drachen entwickelt einen beträchtlichen Zug; eine 150-kp-Flugleine sollte es schon mindestens sein. Zieht der Drachen an, entwickelt er sehr starken Druck. Selbst wenn er fast senkrecht steht, läßt der Druck nicht nach.

    Ein Hochstart sollte bei leichtem Wind nicht zu lang ausfallen, da man sonst wegen der steilen Waageeinstellung Probleme beim Hochziehen bekommt. Am besten startet man in ca. 20 m Abstand, reißt den Drachen gleich in eine möglichst steile Flugposition und pumpt ihn dann durch Absinkenlassen und wieder starkes Anreißen auf die gewünschte Höhe. Beim zu schnellem Absinkenlassen neigt der Drachen dazu, sich auf die Seite zu legen, etwas Fingerspitzengefühl ist also angebracht. Beim Anziehen reagiert der Drachen sehr schnell mit Auftrieb (Kevlar-Flugleine oder ähnliches vorausgesetzt), so daß man den Drachen gut hochpumpen kann.

    Abspannungen-und Waagelängen:
    Achtung, die Waagelängen in der Zeichnung sind aus Platzgründen nicht maßstabsgerecht gezeichnet !

     
    Abspannlängen in cm
    Startpunkt a2 a2 a7 a7 a7 a7 a11 a15 a15 a18 a21 a21 a7 a15 a21 a6
    Endpunkt a3 a4 a8 a4 a3 a5 a13 a13 a17 a19 a19 a23 a10 a16 a22 a7
    Länge 125 80 28.5 58 99.5 101 17 68 68 8.5 37  38 92 64 39.5 55.5
     
    Waagelängen in cm
    Startpunkt a25 a25 a25 a25 a26 a15 a16 a24
    Endpunkt a1 a7 a10 a26 a27 a27 a27 a27
    Länge 99 89 89 202 86 195 195 272


    ©1998 Thomas-Michael Rudolph